Adidas Terrex Hydro Pro Model 2018 – mit Schnürung
Ich widme diesem Schuh heute einen Beitrag, weil er einfach zeigt, was passieren kann, wenn sich Menschen, die Ahnung von der Herstellung von Schuhen, mit Menschen, die Ahnung vom Canyoning haben zusammentun.
Diese Paarung ergibt einen nahezu perfekten Schuh fürs Canyoning, der robust, griffig und außerdem auch warm genug ist, um in allen wasserführenden Schluchten der mir bekannten Welt seine Aufgabe zu erfüllen.
Dennoch gab es in den letzten Jahren, seit der Schuh auf dem Markt ist, viele Kritiker, die unzufrieden waren. Da ich selber als aktiver Händler und als noch aktivierer hauptberuflicher Schluchtenführer mit dem Schuh zu tun habe, kann ich zu folgenden Mängeln gern einige Hinweise geben.
Schnürsystem:
Die relativ schnell abgenutzen Quick-Laces waren nicht in allen Chargen zu beobachten, bei Schuhen, die sofort reklamiert wurden, konnte der Mangel schnell beseitigt werden. Jeder kann aber durch regelmäßiges spülen seines Schuhs und der Schnürung mit klarem Wasser, die kleinen Sandkörner entfernen.
Wenn direkt nach einer Tour der Quick Lace klemmt, dann beschädigt man die Schnüre auf jeden Fall, wenn man versucht den Clip wie gewohnt aufzuziehen. Hier Hilft es den Clip zu betätigen und an den Schnüren einzeln von oben und unten zu zupfen, dann kriegt man die kleinen Partikel aus dem Clip und die Schnürung lässt sich dann wieder wie gewohnt betätigen.
Sohlen und Gummiverstärkung:
Ablösenden Sohlen wurden bei rechtzeitiger Reklamation sofort als Umtauschgrund angenommen. Entscheidend ist es immer, gleich nach Auftreten des Fehlers aktiv zu werden und nicht zu warten, bis noch was dazu kommt.
Gebrochene Sohlen, vor allem an den Seiten zeugen eher vom Tragen eines zu großen oder nicht richtig passenden Schuhs. Wenn sich der Schuh unnatürlich durchbiegen lässt, als ob kein Fuß drin ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn er bricht.
Das kann bei sehr schmalen Füßen passieren, die keinen Halt bekommen – hier hilft entweder eine dickere Neoprensocke oder einfach auch nochmals wirklich die Größe beim Fachhändler zu kontrollieren.
Reißverschluss:
Es gab tatsächlich Baureihen, bei denen der Reißverschluss nicht den hohen Standards entsprach – Reklamation dazu wurden ohne langes Nachfragen mit einem Tauschschuh beantwortet. Für jeden Reißverschluss gilt aber auch, dass ein sorgfältiger Umgang damit die Lebensdauer sehr stark erhöht.
Wann man sich nach dem Tragen beim umziehen des Neoprenanzugs mangels sauberer Unterlage auf seine ausgezogenen Schuhe stellt, diese damit malträtiert und knickt, dann können die daraus folgenden Beschädigungen einfach weitere Schäden nach sich ziehen und die optimale Funktion des Schuhs deutlich verkürzen. Mittlerweile würde ich optimistisch von einer Tragezeit von 2 Jahren bei intensivem Gebrauch ausgehen ( 5 Monate, 5-Tagewoche), wenn man sorgsam mit seinen Schuhen umgeht.
Klettverschluss:
Es muss klar sein, dass ein Klettverschluss keine komprimierende Funktion hat, um den Schuh an den Fuß „anzuzwingen“ sondern einfach nur zusätzlich schließt und bei diesem Schuh beispielsweise den Griff des Reißverschlusses bestens abdeckt.
Die Funktion hängt ebenfalls mit dem Umgang damit ab – stehen auf dem Klettverschluss, Ihn beim lagern oder Transport offen zu lassen, damit er sich mit allen möglichen Dingen verbinden kann, quetschen und drehen – das alles erhöht auf keinen Fall die Funktion.
Für alle die neuerdings eine Drahtbürste beim Canyoning dabei haben, um den Grip an moosigen Felsen zu erhöhen – nutzt diese doch einfach dazu um Euren Klett von unnötigen Anhaftungen zu befreien, dann hält der auch wieder wie gewohnt und beim tragen des Schuhs dann nicht zum Festzurren benutzen, dann hält er auch unter Belastung.
Unangenehme Druckstellen am Schienbein:
Durch die Überlappung des Innenschuhs und das robuste Material kann es in den Anfangstagen zu Druckstellen am Schienbein kommen oder zu ungewollten Enthaarungen :-).
Bei den ersten Paar Touren mit dem Schuh habe ich entweder einen Teil des Neoprenanzugs vorne als Puffer benutzt oder ein Stück Neoprene dazwischen geschoben, nach ca. 5 Touren hat sich dann das Material so erweicht und angepasst, so dass kein Missempfinden mehr zu spüren war.
Ich teile hier gern die Erfahrungen aus den Verkaufs und Beratungsgesprächen, damit jeder der mit Canyoning und Schuhen zu tun hat, einen guten Anhaltspunkt aus der täglichen Praxis hat.
Mit herzlichen Grüßen!
Jonny