Die Starzlachklamm als Canyoning Tour im Allgäu

Blogpost - Die Starzlachklamm als Canyoning Tour im Allgäu

Die Abschlussrutsche in der Starzlachklamm – aus Gesundheitsgründen bitte nur mit Bremsseil!

Die Starzlachklamm ist eine der meistbegangenen Canyoning-Touren im Allgäu seit einigen Jahren. Wer hier einen weiteren Artikel erwartet, der die sensationellen „Attraktionen“ der Schlucht lobt um damit wiederum Werbung für seine Internetseite zu machen, damit auch ja die Suchmaschinen-Rankings passen, den muss ich leider enttäuschen.

Es gibt zu viele sogenannter Blogs, der Inhalte sich wirklich nur darauf beziehen, Ihre eigene Werbeseite für das Canyoning möglichst gut zu platzieren. Zum Teil immer die gleichen Texte, möglicherweise genauso hirnlos voneinander abgeschrieben, wie man die Leute dann auch mit Ihren Gruppen im Einheitstempo durch die Klamm eilen sieht.

Canyoning geht auch anders!

Sicher gehöre ich zu den älteren Hasen und professionellen Schluchtenführern, die sich dem schönen Sport widmen, der für die meisten nur noch zu einer sprudelnden Geldquelle geworden ist.
Daher lässt sich nicht verneinen, dass auch eine gehörige Portion Wut in diesem Artikel steckt. Wut darüber dass es die „guten alten Zeiten“ nicht mehr gibt und dass sich immer mehr Internetaffine Lifestyleguides einem Beruf widmen, der augenscheinlich nichts für Sie ist, da sie wie oft beobachtet die grundlegenden Sicherungstechniken in der Schlucht nicht beherrschen.

Am Beispiel der Starzlachklamm ist eine Entwicklung sehr schön nachvollziehbar, die ich für das Canyoning als Naturerlebnis für eher schädlich halte.

Die Anfänge:
Dadurch dass es nur wenige Canyoning Anbieter gab und die Starzlachklamm nicht mit unzähligen Haken und fixen Sicherungsmöglichkeiten ausgestattet war, wurde die Klamm nur selten begangen. Sie präsentierte sich als wahres Naturschauspiel zu den verschiedenen Jahreszeiten,  das nur durch wenige Schluchtenbegeher gestört wurde.

Mit Freunden ging man in den Nachmittagsstunden nach den Canyoningtouren in die Starzlachklamm um Wege und Möglichkeiten zu finden, die Tour auch selber zu nutzen und in naher Zukunft auch Gästen die schon Fortgeschrittener waren zugänglich zu machen. Man hatte viel Spaß beim ausprobieren der Rutschen und Sprünge und traf auf die badenden Einheimischen, die sich darüber wunderten, dass wir das in den Neopreneanzügen machten und sie dabei in Ihren kurzen Badeshorts vogelwild in der Klamm herum turnten.

Der Anfang vom Ende:

Was soll ich nun schreiben? So langsam wird deutlich, dass wir damit selber dafür verantwortlich sind, dass der aktuelle Run in dieser einst so schönen und für Canyoning besonderen Schlucht solche Ausmaße angenommen hat. Im Endeffekt habe ich und meine Kollegen mit unserer Arbeit dazu beigetragen, dass jeder Praktikant der mit uns auf Tour war die Möglichkeiten der Starzlachklamm an anderen gute Freunde und Bekannte weiter gegeben hat.

Auch die spektakulären Sprünge und Rutschen der einheimischen Jugend zeigten oft die Möglichkeiten auf, die Schlucht zu begehen. Vieles davon war aber auf eine geführte Canyoning Tour nicht sinnvoll übertragbar, da die Einheimischen schon ein sehr hohes Risiko oder Können an den Tag legten. Durch die leichte Zugänglichkeit der Schlucht ist es auch dem faulsten Unternehmer nun möglich am Tag mehrere Dutzend Leute durch die Klamm zu scheuchen.Die sogenannten „Tiroler Verhältnisse“, die im Allgäu immer belächelt wurden, weil man sich dort schon in den Schluchten staute, sind nun auch im Allgäu zur Realität geworden.

Mangelnde Absprachen unter den Veranstaltern für Canyoning sowie eine explosionsartige Vermehrung von monetär veranlagten Veranstaltern hat dazu geführt, dass aus einem herrlichen Naturparadies eine Spielplatz für Guides geworden ist, die gern auch mal Publikum bei Ihrer Arbeit haben. Statt vereinzelten Gruppen sind zum Teil so viele Menschen in Neopreneanzügen in der Starzlachklamm unterwegs, dass man von der Schlucht fast nichts mehr sieht. Staus der Neoprene-Männchen an den Einstiegstellen in die Schlucht behindern die Wanderer, die sich ein Naturschauspiel erhofft haben und nun ein anderes Schauspiel erleben dürfen.

Ist das schon das Ende?

Ich hoffe das mal nicht. Wie alles im zivilisierte Leben reguliert sich ein Wildwuchs entweder von selbst oder wird reguliert.

Man muss einfach aufhören, die Schlucht zu einer „Autobahn“ zu machen, damit man noch leichter und noch schneller mehr Menschen in Neoprenanzügen durch die Schlucht bringen kann.

Man muss einfach auch aufhören, die Menschen die sich für das Canyoning interessieren in die Irre zu führen und von der extremen Fortgeschrittenentour im Allgäu zu reden – hier machen es sich die meisten Veranstalter im Allgäu nur leicht, damit sie nicht wirklich weite Wege auf sich nehmen müssen um Touren zu machen, die dem Fortgeschrittenen-Niveau entsprechen. Eine spektakuläre Rutsche am Schluss, bei der auch jegliches Risikobewusstsein bei viel Guides fehlt, macht noch lange keine Fortgeschrittenentour.

Meiner Ansicht nach sollte der Zugang für das Canyoning im Allgäu reguliert werden, so dass jeder Veranstalter, der sich dafür Interessiert nur eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern durch die Schlucht führen darf. Dann haben auch die Einheimischen wieder Platz und Lust zum Baden in der Klamm und die Menschen die von weit herkommen um eine Klamm zu sehen, können das auch ungestört tun.

Mir ist bewusst, das ich mir und meinem eigenen Unternehmen damit das Leben nicht leichter mache – dafür bin ich aber kein Canyoning Guide und Unternehmer geworden.
Die Idee ist bis heute noch den Menschen die zu mir und dem Canyoning Team Allgäu auf eine Tour kommen, das Abenteuer Natur in seiner Schönheit so näher zu bringen, dass es jeder in seinem Tempo genießen kann. Das man damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann ist eine schöne Sache. Allerdings sollte jeder wissen wann er genug hat, denn die Gier ist in unserem Beruf sicherlich der schlechteste Ratgeber.

Und ich sehe es als gierig an, wenn man Canyoning auf Internetseiten anpreist, die nur mit Inhalten vollgepumpt sind um möglichst viele Besucher abzugreifen aber keine Seele haben. Wenn so weitergamcht wird gibt es bald folgende Domainnamen um Touren in der Starzlachklamm zu verkaufen und noch mehr Menschen durchzujagen:

www.canyoning-allgaeu-touren-stazlachklamm-fortgeschritten-extrem-rutsche-top-spitze-super-wow-erlebnis.usw

Ich wünsche jedem der an Canyoning im Allgäu, in der Starzlachklamm oder in Gunzesried interessiert ist eine gute Auswahl seines Anbieters. Es gibt davon schon ganz schön viele aber es gibt eben nur ein Canyoning Team Allgäu! Und Ihr könnt sicher sein, dass unsere Canyoning Touren fair gestaltet werden, für Natur, Gast und Einheimische.


Nachtrag Mai 2019: Die Starzlachklamm wurde von einigen Unternehmen untereinander aufgeteilt. Man muss dem VAO ( Verband Allgäuer Outdoor Unternehmen) beitreten, um überhaupt in die Starzlachklamm zu dürfen.

Wieso das ein Problem ist, ganz einfach: Ein Beitritt ist nicht für alle Unternehmen möglich, wenn das Gesicht des Unternehmers dem Vorstand dort nicht passt. Angebliche Qualitätsmerkmale, an die sich kein Mitglied dieses Verbands konsequent hält, wenn es den finanziellen zuwider geht. werden dabei vorgeschoben.

Der Verband küngelt mit dem Verein Tourismus Sonthofen und bedient hauptsächlich die Einzelinteressen eines ehemaligen Vorstands, der sich nachweislich nicht um den verband und das Canyoning gekümmert hat. In dieser Zeit wurde das Canyoning in Gunzesried verboten. Sehr schade und es wird einiger Zeit bedürfen, das wieder in ehrliche und richtige Bahnen zu lenken.


Mit den schönsten Grüße aus dem Allgäu!

Euer Jonny

2 thoughts on “Die Starzlachklamm als Canyoning Tour im Allgäu

  1. Karl sagt:

    Hallo, ich möchte mit meinem 8-jährigen Enkel am kommenden Montag Family Canyoning machen.
    Na ja – Deine Kommentare verunsichern teilweise doch ziemlich. Ist das eine entschärfte Variante, die ich ruhigen Gewissens mit ihm machen kann???
    schöne Grüße aus Dietmannsried
    Karl

    1. canyoningteam sagt:

      Guten Morgen Karl, ich hatte ja bereits per Email geantwortet, möchte aber nochmals für die Öffentlichkeit auch nach den tragischen Ereignisse im Allgäu am 03.09.2022 zwei Dinge festhalten. Canyoning ist eine HochriskoSportart, egal wie sie auf diversen Internetseiten beworben wird.
      Sie ist geeignet für Teilnehmer, die Selbstverantwortung übernehmen und eigene Entscheidungen treffen können.

      Auch wenn wir selber einen Immensen Aufwand getrieben haben, um ganzen Familien das Canyoning zu ermöglichen, hat sich doch einiges in den letzten 20 Jahren herausgestellt: Für Kinder unter 14 Jahren ist es aus meiner Sicht nicht Sinnvoll echte Canyoning-Touren anzubieten. Viele der Guides haben keine eigenen Kinder und können daher auch nicht wirklich abschätzen, was tatsächlich sinnvoll ist.

      Das was in unserer Region für kleinere Kinder angeboten wird ist meiner Ansicht nach pure Geldmacherei – es wird an irgendwelchen Schluchten ein Parcours aufgebaut, der bei allen anderen Beteiligten nur für Unverständnis und Ärger sorgt, damit so mancher Unternehmer möglichst einfach möglich viele Personen bearbeiten kann.

      Das Geld für eine solche Aktivität ist besser bei einem gemeinsamen Ausflug angelegt, bei dem der Anteil der eigenen Interaktion mit Kind oder Enkel größer ist. DA ist sogar jeder Freizeitpark sinnvoller, da TÜV-Geprüft.

      Ich hoffe Ihr konntet einen schönen Ausflug genießen und ich freue mich in ein paar Jahren gern auf eine gemeinsame Tour. Vielleicht werden die für Kinder geeigneten Touren ja irgendwann mal wieder freigegeben und ordentlich reguliert und abgesichert.

      Mit schönen Grüßen
      J. Lovrinovic
      Inhaber – Canyoning Team Allgäu

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