Canyoningunfall Gedenkkreuz in Gunzesried-Säge am Ostertalbach – Quelle Wikipedia
Am 16.9.2017 war ein trauriger Jahrestag für den Canyoning Sport im Allgäu. Der tödliche Unfall einer jungen Frau, die an diesem Tag vor fünf Jahren mit Arbeitskollegen einen spannenden Betriebsausflug erleben wollte, wird durch das Kreuz direkt am Einstieg der Canyoning Tour in Gunzesried täglich in Erinnerung gehalten.
Es ist nun fünf Jahre her, dass mich der Vorgang unfassbar wütend gemacht hat. Auch nach dieser Zeit ist die Wut nicht weniger geworden. Mein Mitarbeiter, einer der erfahrensten Guides im Allgäu, hatte an diesem Tag Dienst bei der Bergwacht und erzählte mir von der belastenden Bergung nach dem Unglück.
Was ist seither passiert?
- Wurde der Ursache nachgegangen?
Nicht öffentlich, ein abschließender Bericht ist nicht öffentlich zugänglich. - Was ist passiert?
Die Frau stürzte beim „abgeseilt werden“ ab, nachdem sich Teile der Sicherungskette ( Entweder Gurt oder Knoten) gelöst hatten. - Wurde die Gruppe durch einen voll ausgebildeten Canyoning Guide geführt?
Nein! - Was hat sich seit dem tragischen Unglück im Herbst 2012 verändert ?
Es traut sich fast niemand mehr seine eigens ausgebildeten Guides beim Canyoning einzusetzen. - Haben die Canyoning Veranstalter daraus gelernt?
Das ist eine wirklich spannenden Frage. Die Anzahl der schriftlich festgehaltenen Sicherheitskonzepte ist sicher gestiegen. Meiner Ansicht und Beobachtung nach war im realen Betrieb in den Schluchten wenig davon zu sehen.
Einige Ältere Canyoning Anbieter haben sich danach vom „Markt“ und aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, dafür sind viele neue und junge Anbieter dazu gestoßen, an denen die tragischen Ereignisse spurlos vorbei gegangen sind.
Das ist seither tatsächlich passiert
- Die Zahl der Anbieter für Canyoning Touren hat sich stark erhöht.
- Die Zahl der Tourengäste im Bereich Canyoning hat sich dramatisch erhöht.
- Die Anzahl an Canyoning Guides, die nebenberuflich in ihrer Freizeit und an Wochenenden Touren führen, ist weiter stark angestiegen.
Dagegen sind:
- Die Schluchten immer kleiner geworden – Die Anzahl der durch die Schlucht gepressten Gäste übersteigt oft die Anzahl Der Wanderer auf den neben liegenden Fußwegen. Das sorgt für viele Stauungen bei den Touren.
- Der Respekt unter den vielen Guides ist immer weniger geworden. Anstatt sich professionell abzusprechen, wird immer mehr gedrängelt und schlecht übereinander geredet.
- Die Angst der an oben genanntem Unfall direkt und indirekt Beteiligten ist weniger geworden. Es läuft fast niemand mehr Umwege, um das Kreuz nicht bei der Tour sehen zu müssen.
Mich erinnert das an den rasanten Anstieg der Besucherzahlen nach dem ersten tödlichen Unfall beim Bungeespringen in Deutschland.
In einer Radioreportage zwei Jahre nach diesem Unfall wurde berichtet, dass Die Buchungen beim Bungeespringen um 800 % gestiegen waren und viele neue Anbieter für den kurzen Kick wie Unkraut aus dem Boden geschossen sind. Pervers?
Ich möchte mit diesem Beitrag der jungen Frau gedenken und ihrer Familie – Ihrem Mann und dem kleinen Kind, dessen Wachsen und dessen Einschulung sie leider nicht miterleben darf.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie als Schutzengel über der Schlucht wacht und dafür bin ich sehr dankbar.
Ich würde mich freuen, wenn ich in fünf Jahren den nächsten Beitrag zu diesem Thema schreibe, dass es bis dahin immer noch kein weiteres Todesopfer zu beklagen gibt.
Das wird aber nur gelingen, wenn die vielen Anbieter und Guides so Dinge wie Demut und Respekt leben und vermitteln und Dinge wie Profit und Selbstdarstellung weit dahinter anstellen können.
Mit den besten Hoffnungen für die Zukunft.
Jonny
4 thoughts on “Fünf Jahre später… nach dem Unfall im Allgäu”
Nach dem wir letztes Wochenende im Ostertobel unterwegs waren und ich das Gedenkkreuz der jungen Frau gesehen habe, hat mich dies beschäftigt und ich wollte wissen wie der tragische Unfall passiert ist.
Gibt es offizielle Ermittlungsergebnisse ?
schade das unter diesem Beitrag über persöhnliche dinge öffentlich gestritten wird.
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine Meinung. Mir wäre es auch lieber gewesen die Leute hätten es gelesen und sich dann sinnvolle und stille Gedanken darüber gemacht wie es in den letzten Jahren gelaufen ist. Da war nicht alles in Ordnung.
Ich habe nun alles entfernt, was der Erinnerung nicht dient.
Mir liegen keine öffentlich gesicherten Fakten zum Unfall vor. Du kannst gern bei dem Veranstalter nachfragen, mit dem Du unterwegs warst. Möglicherweise hat er mehr Informationen, die er an Dich weitergeben kann.
Krass ..wie sich hier zwei Menschen offiziell “ anspucken“. Ich bin enttäuscht, dass sowas jeder lesen darf!
Liebe Antje,
Ich habe nun alles Entfernt was nicht der Erinnerung dient und was nach Jahren betrachtet wirklich überflüssig war. Danke für Deine wertgeschätzte Meinung.